Bricks? No way!
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Lehrerin: Margot Schmidt-Nemeth
Klasse: 9 Künstlerin: Karen Scheper de Aguirre
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SchülerInnen erleben tagtäglich die Existenz von Mauern
- seien es Denk- und Sprachbarrieren, „Gefühls-sperren“,
Grenzen in der Kommunikation und Kooperation oder Ausgrenzung aufgrund
religiöser Zugehörigkeit oder „Anders-Artigkeit“.
Diese Alltagserfahrungen weisen dem Einzelnen einen Minoritätenstatus
zu und zementieren die Mauern in- und außerhalb des Individuums.
Der „ungelösten Mauer“ haben wir uns im Unterricht
mit Blick auf historische Hintergründe unter ganz individuellen
Aspekten genähert und daraufhin künstlerische Aktionen und
Installationen als Gruppe und als Einzel-KünstlerInnen entwickelt.
Der erste Projektteil my way konzentrierte sich in Einzelinterviews
in der Schule auf Wege und Bewegungsgrenzen der Schüler. Unter
anderem wurden Wege und Orte im Bezirk erfragt, Karten und Stadtpläne
betrachtet und in Erfahrung gebracht, welche Aspekte der Mauergeschichte
die Kids besonders interessieren. Ein Ausflug ins Mauermuseum an der
Bernauer Straße verband sich mit der Sammlung von Originalsteinchen
und verschiedenen Kletteraktionen. Während der Führung fokussierte
sich die Fragestellung vor allem darauf, welche Wege es geben kann,
Mauern zu überwinden.
Die Jugendlichen wählten per Mehrheitsbeschluss aus einer Anzahl
von Bildern ein Zeltmodell, das die Basis für eine mobile Forschungsstation
bildete. Das Zelt als bewegliches, weiches und einladendes Objekt
kontrastiert die Starrheit und Immobilität von Mauern jeglicher
Art. Jeder Schüler erhielt ein eigenes Zelt, das sich während
des Projektteils no bricks in ein individuelles Kunstwerk verwandeln
würde. Dieses Zeltdorf für gedankliche, künstlerische
und praktische Erkundungsgänge zur ungelösten Mauer einte
die Klasse auch als Expeditionsgruppe.
Während einer Forschungsreise zum Mauerweg Lübars wurde
ein kleines Zeltdorf beidseitig des als Niemandsland wahrgenommenen
Mauerweges aufgeschlagen. Die mögliche historische Grenzlinie
wurde mit einem Absperrband markiert, um anschließend in einer
mutwilligen Aktion verschoben zu werden. In spielerischen Einsätzen
am „Tatort“ simulierten die Schüler Fluchtversuche,
öffneten und schlossen die neue „Grenze“ füreinander
und für Passanten, betrieben das sprichwörtliche Übertreten
der Markierung und zeigten sich schließlich so mutig, Passanten
zu erzählen, was sie an diesem Ort treiben und sie nach eigenen
Erfahrungen zu befragen. Den Höhepunkt der Forschungsreise bildete
das Interview einer ca. 86jährigen Dame, die danach unter ehrfürchtigem
Schweigen der Schüler die künstliche Grenze langsam mit
ihrem Gehstock überquerte.
Während der Projekttage erarbeiteten die Jugendlichen eine reichhaltige
Sammlung von Ideen zu ihrer Zeltgestaltung. So wurden Schuh- Abdrücke
gesammelt, Sätze für Sprechblasen formuliert, die Musik
als grenzignorierendes Medium gewählt, Wege zueinander überlegt,
Graffiti mit und ohne Schablonen ausprobiert und die Übertragung
von im Unterricht erstellten Mauer-Zeichnungen auf die Zelte vorbereitet.
Im abschließenden Teil werden mehrere Schüler Karen Scheper
im Atelier besuchen, um dort die Zelte z.B. unter dem Einsatz von
Beamer und Zeichenschablonen fertig zu stellen.
Die Projekttage und Aktionen wurden durch Foto- und Videokamera begleitet.
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Céline beim Interview und der Auswahl des Zeltmodells. |

Aufbau des Zeltdorfs im Innenhof der Jugendkunstschule ATRIUM, das uns freundlicherweise Projektarbeitsfläche zur Verfügung stellte. Dank an Herrn Lienke! |
Aylin präsentiert |
Wege zueinander entwickeln sich auf Mandy Zeltkunstwerk. |
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mit:
Lars Liedtke
Mandy Bethke
Sascha Klaus
Aylin Akbuluto
Tobias Magnor
Celine Grabow
Terence Wurl
Jeffry Liers
Marcel Rosin
Sascha und Marcel überschreiten die Grenze in Zeitlupe.

Sascha und Marcel beim frohlockenden Überwinden der unsichtbaren
Mauerlinie.
Lars präsentiert Handzeichen für die Videodokumentation: dieses
heißt "Ich bin Westberliner!“
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